Stürmisches Litauen

Es ist einer jener Orte, den ich immer schon einmal besuchen wollte: die Kurische Nehrung. Dieser riesige Naturdamm aus Sand ist rund 100 Kilometer lang und an manchen Stellen nur wenige hundert Meter breit. Damit die Düne nicht wandert, wurde sie teilweise bepflanzt.

Wer die Nehrung von Litauen aus erreichen will, muss eine Fähre nehmen. Wir starten von Klapeida und in nur wenigen Minuten bringt uns die Auto-Fähre vom Festland auf die Halbinsel. Dort angekommen lässt sich die Faszination der Landschaft erahnen: riesige, teilweise bewaldete Sanddünen, zu beiden Seiten Meer und immer wieder Sandstrände, an denen Sommertage sicherlich sehr angenehm verbracht werden können.

Kurische Nehrung, Litauen

Doch es scheint keine Sonne. Es schüttet und ein kalter Wind bläst. Wir steigen aus, um einen der Wege ans Meer zu nehmen. Innerhalb kürzester Zeit sind wir durchnässt. Also fahren wir weiter die kurvige Straße entlang bis nach Nida. Nida ist der letzte Ort des litauischen Teils der Nehrung. Gleich hinter dem Ortsende befindet sich die Grenze zu Russland.

Nida, Kurische Nehrung, Litauen

In Nida stehen noch viele der traditionellen, bunten Fischerhäuser. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Ort bei Künstlern beliebt. So kam etwa Schriftsteller Thomas Mann immer wieder her. Wir bleiben allerdings nur kurz.

Am nächsten Tag fahren wir von Klapeida wieder nach Lettland. Während ich die Kurische Nehrung unbedingt sehen wollte, zögerte ich, ob sich der Berg der Kreuze nordöstlich der Stadt Siauliai als Ausflugsziel für Kinder eignet.

Als wir hinkommen stürmt es nach wie vor, aber immerhin fällt hier Schnee und kein Regen. Schon von der Ferne sehen wir den Hügel mit den Kreuzen.

Berg der Kreuze, Litauen

Sie stehen dicht beieinander und auf den großen Kreuzen hängen unzählige kleine. 120.000 Stück waren es laut einer Urkunde, die in der Information neben dem Parkplatz aushängt, bereits im Jahr 2012. Und laufend kommen neue dazu. Auch heute. Denn es sind zwar nicht viele Leute hier, aber dennoch stellen einige von ihnen neue Kreuze dazu.

Berg der Kreuze, Litauen

Es ist ein unheimlicher und gleichzeitig faszinierender Ort. Wer das erste Kreuz hierher brachte, ist nicht bekannt. Aber bereits nach den erfolglosen Aufständen gegen Russland im Jahr 1831 wurden an dieser Stelle Kreuze für Gefallene aufgestellt.

Berg der Kreuze, Litauen

Zwischen den Kreuzen hindurch führen Stufen auf den Hügel. Diesen hinauf zu gehen ist beeindruckend. Meine Sorge, der Berg könnte nichts für Kinder sein, war völlig unbegründet: Kleine Dame und Großer Bruder sind begeistert und für sie ist der Berg der Kreuze ab sofort einer der Lieblingsorte dieser Reise.


Info: Wer den russischen Teil der Nehrung besuchen will, muss sich schon vor der Abreise ein Visum besorgen.

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